Samstag, 5. April 2008

So hop on, the world is swinging...

Wie wir alle wissen, gibt es immer einen Grund zu feiern. Nicht nur haben wir wunderbare christliche Feste, an denen es wahlweise Geschenke nach freier Wahl (vgl. Weihnachten), buntbemalte Eier (vgl. Ostern) oder auch mal ein Geburtstagsähnliches Trinkgelage gibt (vgl. Namenstag und die Glücklichen, die diesen auch feiern), sondern haben wir auch noch an einigen Tagen einfach frei. Das sind dann freie Tage, nicht unbedingt Freitage, und schon gar nicht (zumindest in den meisten Fällen) Freiertage (was auch immer das zu bedeuten haben sollte). Aber man hat frei. Und man freut sich.

Nicht nur Christen haben tolle Feste und Feiertage. Ich denke jetzt auch nicht an Chanukkah oder ähnliches, sondern an die nicht zu verachtende Festkultur der Antike. Im Laufe meiner Wiederholung für eine bevorstehende Klausur ist mir nämlich ins Auge gefallen, dass wir mitten in dem Zeitraum sind, der für den guten Staatsbürger Roms soviel wie Party bedeutete:
April 4-10: Ludi Megalenses.

Yeah, gefeiert wird die Magna Mater, quasi die Mudder aller Gödder, die irgendwann nach Rom geholt wurde, in Form eines Meteoriten. Und durch ihren tatkräftigen Einsatz hat man dann auch Hannibal besiegt. MM, auch bekannt unter ihrem Namen Cybele, war aber nicht immer ein Meteorit gewesen und hat auch nicht immer schon auf dem Palatin gewohnt oder da, von wo sie kommt. Um ehrlich zu sein, ist Cybeles Geschichte etwas abgedreht. Ganz kurz: Ihr erinnert Euch doch alle an Monty Pythons Lied „Every Sperm Is Sacred“, in dem es heißt:

„(...) Let the Pagan spill theirs
O'er mountain, hill, and plain.
God shall strike them down for
Each sperm that's spilt in vain (...).“


Ja...nur war es hier diesmal Zeus selbst, im Schlaf und der Mountain war namentlich Agdos. Und weil Zeus selbst aus dem Kopf eine Tochter entspringen kann, wissen wir schon fast, was als nächstes geschah....nein? Nun, ein Kind geschah. Agdistis hieß es und war, wenn man Sokrates' Kugelmenschen im Hinterkopf behält, „noch ganz“, sprich eher zwitterhaft. Die übrigen Götter fanden das gar nicht lustig, deshalb kastrierten sie ihn, sie, ihn, sie...ihn. Agdistis war dann auch nur noch Frau und sah sich folglich jeglicher Schranken befreit nun auch die Überfrau zu werden. Fortan bekannt unter Kybele. Die Geschichte von Attis, der aus dem ehemaligen besten Stück entstand, ersparen wir uns (nur eins: Der überlebte seine spätere Kastration nicht).

Kein Plan, wie an diesen Tagen gefeiert wurde. Wahrscheinlich Brot. Und Spiele. Vielleicht waren es (ist ja schließlich Frühling) dann doch eher Freiertage. Egal.

Wo wir gerade bei Freiern sind, kann ich die kurze aber putzige Geschichte der altrömischen Könige erzählen ;) Ich bin, seitdem ich davon gelesen habe, fasziniert, dass es schon zu dieser Zeit mafiöse Zustände gab. Denn was mich an der Geschichte eher als Daten und Errungenschaften interessierte, war, wie der jeweilige König an die Macht gekommen...und wie er wieder davon, sagen wir, losgekommen ist.

Wenn man Romulus schonmal als ersten König festhalten will, dann beginnen wir auch mit ihm. Da ich ja selbst meine polnischen Wurzeln immer wieder stolz in Erinnerung rufe möchte ich doch diesmal davon abraten, gewisse Ähnlichkeiten zwischen diesen beiden und dem Zwillingspaar von der Weichsel aufzuzeigen. Ich möchte über die Beiden einfach nicht reden. Die alten Zwillinge, um wieder zum Thema zurückzukommen, wollten also, als sie ihrer Mama Aufwiedersehen geheult haben und bereit waren, feste Nahrung zu sich nehmen, eine Stadt, bzw. ein Königreich errichten. Wahrscheinlich nur deshalb, weil man sich immer Probleme macht, wenn man gerade keine hat. Auf jeden Fall befragten die Beiden das Vogelorakel. Ich kann ja nun nicht so gut Syntax, deshalb werde ich die Unterhaltungen zwischen Romulus und Remus auf deutsch wiedergeben (und ja, ich nehme mal dieses Deutsch, schließlich wuchsen sie weit von jeglicher Zivilisation auf):

Romulus: „Alter, ich hab'n Plan. Lass mal die Vögel gucken. Wer mehr Vögel hat, gewinnt. Geht?“
Remus: „Geht, Mann. Aber sag'ma: was gewinnen wir denn?“
Rom.: „Ja, König.“
Rem.: „Wie jetzt?“
Romulus erklärt seinen Plan, dass der, der mehr Vögel in seiner Richtung sieht, König des neuen Reiches werden wird. Also sucht Romulus für beide am folgenden Morgen eine jeweils eigene Richtung aus, in die sie gucken.
Rem.: „Mann, ich hab' aber keinen Bock auf Osten, Mann. Ich seh' ja nichts. Scheiße.“
Rom.: „Halt die Fresse, kennst du die scheiß Sonne nicht, oder was? Jetzt schau gefälligst weiter und zähl Vögel.“
Und sie schauen und schauen und zählen so gut sie können. Am Ende des Tages sagt Remus:„Sechs Vögel, Mann.“ Und Romulus antwortet: „Dann hast du verschissen, ich hab 12.“
Romulus beginnt also gleich damit fleißig an einer Stadtmauer seines neuen Königreichs zu bauen. Die Grundmauern sind noch ziemlich klein und Remus noch ein wenig gekränkt, also tritt er hinzu und meint:
„Romulus, Alter, was ist das denn??“
Rom.: „Eine Stadtmauer, um meine Stadt. Guck nich, is noch nicht fertig.“

Rem.: „Alter....DAS???? Das ist doch keine Stadtmauer, da spring ich so drüber, Mann!“
Nun ja, eine Stadtmauer ist schon eine ziemlich heilige Sache, und die darf man nicht einfach so überspringen. Deshalb spitzte sich das Gespräch ein wenig zu:
Rom.: „Wenn du meine Stadtmauer überspringst, Mann, dann schwör ich dir, ich mach dich alle.“
Rem.: „Bruder, Mann, reg dich ab, Mann. Ist doch nur ne scheiß Mauer, Mann.“Rom.: „Scheiß, Mann? Scheiße? Alter, das ist ne Stadtmauer! Beleidigst du meine Stadtmauer oderwas?“
Rem.: „Alter, halt mal die Mauer flach, höhö....TUST DU AUCH!“
Rom.: „Bleib ja weg, Mann!“
Rem.: „Sonst?“
Rom.: „Sonst, Mann, wirste sehen.“
Hops, Remus hopste über die Mauer. Also erschlug Romulus seinen Bruder.
Rom.: „So.“

Irgendwann stand die Mauer also und Romulus war der König. Sein späterer Tod ist eher langweilig, so soll er während einer Sonnenfinsternis und einem gleichzeitigen Unwetter von seinem Vater Mars in schwarze Wolken zu sich gezogen worden sein. Sein Nachfolger war Numa (nicht der Numa ) Pompilius, der ziemlich nett war und unter anderem dafür sorgte, dass die Vestalinnen keusch blieben. Tod war uninteressant. Guter Mann, gutes Leben, keine Story. Dessen Nachfolger hieß Tullus Hostilius und fand Kriege gut. Sein ganzes Leben lang. Gegen Ende fühlte er sich krank und wollte sich mehr der Religion widmen. Widersinnig wie das Leben ist verbrannte er und seine Familie daraufhin in seinem Haus, das wahrscheinlich vom Blitz getroffen wurde. Der nächste war dann Ancus Marcius. Nett, religiös, ein bißchen Krieg. Und das erste Gefängnis, neben der ersten Holzbrücke der Welt. Mit dessen Nachfolger wird es endlich interessant: Lucius Tarquinius Priscus war unter Marcius Anwalt der Königssöhne. Aber seine Pläne reichten weit höher, denn schließlich dachte er, durch ein Omen ermutigt, er werde einst König werden. Tatsächlich konnte er die Volksversammlung nach Marcius' Tod von seinem Vorhaben überzeugen und regierte fröhlich vor sich hin. Bis Marcius' Söhne erwachsen waren und sich langsam fragten, was der Typ auf dem Thron wollte. Also schickten sie zwei Bauern mit einer Axt und ließen ihn töten. Blöd für die Königssöhne war, dass Tarquinius' Frau ebenfalls einen Plan hatte. Wieder ein Omen brachte sie vor Jahren auf die Idee, ein gewisser Servius Tullius werde einst König werden. Deshalb wurde die Hochzeit zwischen ihm und Tarquinius' Tochter veranlasst. Und so wurde nach dem Axtmord Servius der neue König. Das blieb er auch, bis seine eigene Tochter dachte, ihr Ehemann würde einen viel besseren König abgeben. Nach einem Putsch war dann tatsächlich Lucius Tarquinius Superbus auf dem Thron, bis irgendwann sein Sohn Sextus eine keusche Ehefrau eines Verwandten flachlegen musste und das das Ende des Königtums bedeutete. Der Rest ist Geschichte.

Weil ich also nicht weiß, wie man die ludi megalenses gebührend feiert, aber dem Feiern an sich nicht abgeneigt bin, lasst uns die Gläser erheben,

auf den Frühling,
auf die Feste,
auf's Feiern!

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